Nebenwirkungen

Zitat: "Marihuana ist keine vollständig gutartige Substanz. Es ist eine starke Droge mit einer Vielzahl von Effekten. Allerdings bewegen sich die unerwünschten Effekte einer Marihuanaverwendung mit Ausnahme der Schäden, die mit dem Rauchen verbunden sind, innerhalb der Effekte, die bei anderen Medikamenten toleriert werden". Diese Aussage wurde 1999 vom Institute of Medicine in Washington veröffentlicht und ist heute weitgehend akzeptiert.

Die akute Toxizität von Δ9-THC ist gering. Bei Affen wurde selbst bei extrem hohen Gaben (bis 9000 mg/kg THC) kein Todesfall beobachtet. So verwundert es nicht, dass bis heute noch kein Todesfall bei einem Menschen beschrieben wurde. Auch chronischer Konsum geht mit keiner erhöhten Sterblichkeitsrate einher. Bei Ratten, welche über zwei Jahre hinweg mit 50 mg/kg THC behandelt wurden, war die Überlebensrate aufgrund einer geringeren Krebsinzidenz sogar 70 % höher als bei unbehandelten Ratten.

Akute Nebenwirkungen

Der Konsum von Cannabisprodukten führt, je nach konsumierter Menge und Art des Konsums, einerseits oft zu angenehmen und entspannenden Effekten, welche sich unter anderem durch Geselligkeit und ansteckendes Lachen beschreiben lassen. Andererseits führt es jedoch auch nicht selten zu akuten Nebenwirkungen, welche sich durch eine Beeinträchtigung des Gedächtnis, der Aufmerksamkeit, der Reaktionsfähigkeit sowie der Feinmotorik und der Bewegungskoordination äußern. Es sollte deshalb auch auf keinen Fall nach dem Cannabiskonsum ein Kraftfahrzeug bedient werden.

Weiterhin treten oftmals Herzfrequenzsteigerungen (20-50 %), Mund- und Rachentrockenheit, eine Abnahme des Tränenflusses, konjunktivale Injektionen, Effekte auf das Hormonsystem, ein Blutdruckabfall beim Aufstehen oder ein zu hoher Blutdruck beim Stehen auf. Gegen die Herzkreislaufeffekte bildet sich meistens nach kurzer Zeit eine Toleranz, mit der Folge, dass bei chronischem Konsum ggf. eine Bradykardie festgestellt werden kann. Die Mund- und Rachentrockenheit sowie die Abnahme des Tränenflusses kann zu Infektionen des oberen Respirationstraktes und des Auges führen.

Teilweise konnte bei Konsumenten auch eine Ausbildung von Angstzuständen beobachtet werden. Die Angst zu sterben ist ein deutliches Zeichen für eine Überdosis. Die Effekte des Cannabis sind bei verschiedenen Patienten unterschiedlich und sollten daher mit dem Arzt auf jeden Fall individuell besprochen werden.

Chronische Nebenwirkungen

Bei der Diskussion über die chronischen Effekte muss vor allem auf die Applikationsform geachtet werden. Eine heutzutage leider weit verbreitete Konsumform von Cannabis ist die inhalative Aufnahme als Cannabis-Zigarette. Dabei werden äußerst viele Substanzen verbrannt, welche durch die unnötige Co-inhalation zu einer Schädigung der Schleimhäute führen. Eine Verbrennung der Cannabispflanze besitzt somit wahrscheinlich identische Toxizitäten wie die Verbrennung einer Tabakpflanze, allerdings wird durch das Rauchen ohne Filter und das längere Einbehalten der inspirierten Luft eine vier- bis fünfmal größere Gefahr angenommen.

Bei vulnerablen Personen wird vermutet, dass Cannabis die Ausbreitung einer latenten schizophrenen Psychose induzieren kann. Oftmals wird Cannabis auch für Depressionen, Angst, Gleichgültigkeit oder gesellschaftliche Isolation verantwortlich gemacht, allerdings ist hier nicht eindeutig klar, ob Cannabis die Ursache oder ein Lösungsversuch der psychischen Probleme ist.

Weiterhin gibt es neuropsychologische Hinweise darauf, dass bei chronischen Konsumenten eine äußerst leichte Beeinträchtigung des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Fähigkeit zur Organisation und Integration komplexer Informationen beobachtet werden konnte. Diese Effekte wurden bereits 1999 untersucht, allerdings konnte zu diesem Zeitpunkt aufgrund der damaligen instrumentellen Messmethodik noch keine Beeinträchtigung verzeichnet werden.

Widersprüchlich zu vielen Behauptungen konnte belegt werden, dass Cannabis das Immunsystem des Menschen nicht sonderlich beeinflusst. Die Weltgesundheitsorganisation beschreibt den Effekt mit den Worten: "Viele dieser Effekte erscheinen als relativ klein, als völlig reversibel nach Entfernung der Cannabinoide, und nur nach Konzentrationen und Dosen entstanden, die höher sind als für eine Psychoaktivität erforderlich (mehr als 10 µM in vitro und mehr als 5 mg/kg in vivo)".

Cannabis kann bei chronischem Konsum vorübergehend leichte Auswirkungen auf den weiblichen Menstruationszyklus haben. Oftmals wird auch behauptet, dass Cannabis bei Männern zu einer hohen Anzahl an abnormalen Spermien oder einer Beeinträchtigung ihrer Funktionen führt. Im Gegensatz zu tierexperimentellen Untersuchungen an Mäusen konnte dieses jedoch beim Menschen nicht beobachtet werden. Nach mehrwöchiger Gabe von 8 bis 10 Cannabis-Zigaretten konnte lediglich eine leichte Verminderung an Spermien beobachtet werden.

Bei einer Schwangerschaft gibt es keine eindeutigen Hinweise auf embryonale bzw. fetale Missbildungen. Allerdings gibt es Hinweise auf Entwicklungsstörungen mit kognitiven Beeinträchtigungen bei Nachkommen von cannabiskonsumierenden Müttern. Die Meinungen von Forschern sowie von Ärzten gehen zu diesem Thema stark auseinander, weshalb der Cannabiskonsum während der Schwangerschaft bis zur vollständigen Aufklärung dieses Themas auf jeden Fall vermieden werden sollte.

Gegen viele Effekte der rezeptorvermittelten THC-Wirkung bildet sich eine Toleranz, welche jedoch nicht für alle Effekte gleichmäßig ausgeprägt ist.

Cannabis-Entzug

Bei chronischen Konsumenten werden beim Absetzen des Cannabis häufig Entzugssymptome festgestellt, welche sich durch nervöse Unruhe, Angstzustände, Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit, Durchfall, Schweißausbrüchen und besonders Schlafstörungen bemerkbar machen können. In Internetforen kann immer wieder gelesen werden, dass bei chronischem Konsum von hohen Mengen Cannabis nach dem Absetzen die ersten 3-5 Nächte sehr schlecht geschlafen werden kann. Bei chronischem, starken Konsum können die Schlafstörungen auch deutlich länger anhalten.

In einer Studie in den USA wurde festgestellt, dass bei Studien-Teilnehmern, die ein- oder zwei mal täglich Cannabis konsumierten, keine oder nur sehr schwache Entzugserscheinungen aufgetreten sind, während bei Teilnehmern die täglich vier oder sechs mal Cannabis konsumierten, die Entzugssymptome deutlich stärker ausgeprägt waren.

Im Allgemeinen sind die Effekte des Cannabis-Entzugs im Vergleich zu anderen Drogen äußerst gering. Im Normalfall ist die Cannabisabhängigkeit weniger durch körperliche als vielmehr durch psychologische Faktoren bestimmt. Das Verlangen nach Cannabis beruht somit vielmehr auf die als 'angenehm' bezeichneten Gefühle. Dieses begründet auch, weshalb die Entzugssymptome nur bei Konsumenten beobachtet werden konnten, die Cannabis zu Rauschzwecken konsumierten.

Eine weitere Studie belegt, dass die Länge des Konsums keine Rolle für die Wahrscheinlichkeit zur Beendigung des Konsums spielt. Das Risiko einer Abhängigkeit kann somit nicht mit der Konsumdauer assoziiert werden.