Cannabis / Marihuana / Haschisch und Multiple Sklerose (MS)

Cannabis auf Rezept aus der Apotheke

Seit März 2017 ist es in Deutschland möglich, Cannabis ohne Ausnahmegenehmigung in der Apotheke zu erhalten. Wenn eine positive Wirkung auf den Krankheitsverlauf oder Symptome erwartet wird, darf jeder zugelassene Arzt Cannabis verschreiben. Bei schwerkranken Patienten übernehmen die Krankenkassen die Behandlungskosten. Der Deutsche Bundestag verabschiedete am 19. Januar 2017 ein entsprechendes Gesetz.

Externer Link: Beschluss des Bundestags: Cannabis auf Rezept künftig erlaubt - Tagesschau

Cannabis und Multiple Sklerose

Die meisten klinischen Studien über Marihuana und Cannabinoide zur Behandlung von Spastischen Störungen werden nicht als beweisfähig angesehen. Betrachtet man alle Studien zusammen, so erkennt man allerdings, dass Marihuana und Δ9-THC wahrscheinlich nützliche symptomatische Wirkungen bei Spastischen Störungen entfalten. Nicht veröffentlichte Berichte über eine Abnahme von Spastik, Tremor und Schmerzen liegen hingegen von vielen Patienten vor. Nur wenige Berichte schildern Nebenwirkungen.

In einer Studie mit 128 deutschen Konsumenten, die Marihuana medizinisch einsetzten, verwendeten es 10,8 % gegen Symptome der Multiplen Sklerose, 3,6 % gegen Spastik, und 2,4 % gegen Symptome der Querschnittserkrankungen.

In einer placebokontrollierten Studie mit oral verabreichtem Δ9-THC nahm die Spastik von MS-Patienten im Vergleich zu Placebo ab. Auch der Tremor nahm bei zwei von acht Patienten während einer placebokontrollierten Studie durch die Gabe von oralem Δ9-THC bei MS-Patienten ab.

Weitere Ergebnisse aus sechs zusammengefassten, placebokontrollierten Studien mit insgesamt 481 Patienten belegen dieses ebenfalls: Es konnte bei vielen Patienten durch die Cannabinoide THC und CBD eine Verbesserung der Beweglichkeit der Patienten beobachtet werden.

Die Resultate deuten darauf hin, dass eine mögliche Wirkung der Cannabinoide auf diese Art der spastischen Störung eingehenst untersucht werden muss.

Allgemeines zu Multiple Sklerose

Die Multiple Sklerose (Encephalomyelitis disseminata, kurz MS) ist eine langsam fortschreitende Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der es im Gehirn und Rückenmark zu einem regellos verteiltem Zerfall von Myelin (Hüllschicht der Nervenfaser) kommt. Dadurch treten Symptome wie Empfindungsstörungen, Kribbeln, Lähmung und Inkontinenz auf.

Die Schwere der Krankheit ist dabei individuell unterschiedlich und durch zahlreiche Behinderungen gekennzeichnet, die zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Körperstellen auftreten und manchmal von Phasen unvorhersehbarer Besserung (Remission) abgelöst werden. Somit kann ein Betroffener beispielsweise in einer Woche ernsthafte körperliche Beeinträchtigungen haben, in der folgenden Woche aber auch wieder vollkommen genesen scheinen.

Die Ursache der MS ist trotz intensiver Forschung noch immer nicht geklärt. Sie wird allerdings zu den Autoimmunerkrankungen gezählt, da das körpereigene Abwehrsystem das Myelin im zentralen Nervensystem als körperfremd betrachtet und es allmählich zerstört, wodurch es zur Narbenbildung und Schädigung der darunter liegenden Nervenfasern kommt.

Die MS ist wahrscheinlich genetisch bedingt, aber auch die Umwelt spielt eine Rolle. So sind beispielsweise Bewohner der gemäßigten Zone, wie Europa oder der USA, fünfmal so häufig betroffen wie Tropenbewohner. Allerdings spielen dabei anscheind die ersten 15 Jahre des Lebens die entscheidende Rolle. Britische Auswanderer nach Südafrika werden beispielsweise häufiger befallen als in Südafrika geborene Kinder. Es wird dabei angenommen, dass ein Virusbefall einer anfälligen Person in dieser frühen Lebensphase später zu einem Ausbruch der Krankheit führen kann.

MS ist bei jungen Erwachsenen die häufigste, nicht angeborene Erkrankung des zentralen Nervensystems. In den gemäßigten Zonen ist ungefähr jede tausendste Person von MS betroffen.

Als Therapien kommen bei funktionellen Beeinträchtigungen sogenannte Schubtherapien zum Einsatz. Dabei wird dem Patienten kurzzeitig eine hohe Dosis an entzündungshemmenden Mitteln wie Glucocorticoide gegeben. Häufige Nebenwirkungen der Glucocorticoidtherapie sind Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Immunmodulierend werden Glatirameracetat, Natalizumab oder Fingolimod eingesetzt. Mögliche Nebenwirkungen des Natalizumab können dabei Kopfschmerzen, Harnwegsinfektionen, Depressionen, leichte Atemwegsinfektionen, Müdigkeit, Glieder- und Gelenkschmerzen sowie Rachenentzündungen sein. Glatirameracetat führt häufig zu unangenehmen, lokalen Hautreaktionen. Fingolimod führt oft zu einem Anstieg des Blutdrucks. Andere häufig eingesetzte Medikamente besitzen ebenfalls Nebenwirkungen wie Veränderungen des Blutbildes, Haarausfall, ein erhöhtes Infektionsrisiko, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und damit verbundene Gewichtsabnahme, Fieber, Gelenkschmerzen, Schleimhautschädigung, Knochenmarkschädigungen, Herzschädigungen, Leukämien und Entzündungen der Bauchspeicheldrüse. Dazu kommen oftmals noch die Nebenwirkungen von schmerzhemmenden Medikamenten.

Links

Cannabis hilft Patienten mit Multipler Sklerose - Spiegel Online

Externer Link: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,665519,00.html


Cannabis und Multiple Sklerose gesucht bei Google

Externer Link: https://www.google.de/search?q=Multiple+Sklerose+Cannabis