Cannabis / Marihuana / Haschisch und HIV / Aids

Cannabis auf Rezept aus der Apotheke

Seit März 2017 ist es in Deutschland möglich, Cannabis ohne Ausnahmegenehmigung in der Apotheke zu erhalten. Wenn eine positive Wirkung auf den Krankheitsverlauf oder Symptome erwartet wird, darf jeder zugelassene Arzt Cannabis verschreiben. Bei schwerkranken Patienten übernehmen die Krankenkassen die Behandlungskosten. Der Deutsche Bundestag verabschiedete am 19. Januar 2017 ein entsprechendes Gesetz.

Externer Link: Beschluss des Bundestags: Cannabis auf Rezept künftig erlaubt - Tagesschau

Cannabis und HIV / Aids

In einer 2004 veröffentlichten Studie aus Kanada berichteten beispielsweise 43 Prozent aller Personen mit HIV, Cannabis zu konsumieren. Von ihnen gaben 67 Prozent an, die Droge aus medizinischen Gründen zu verwenden. Dazu zählt nicht nur alleinig die Appetitsteigerung, sondern auch die Förderung von Schlaf und Entspannung, die Hemmung von Übelkeit und Erbrechen, die Linderung von Schmerzen sowie die Bekämpfung von Angst und Depressionen. Übelkeit und Erbrechen wird oftmals durch die Proteasehemmer der HAART-Therapie hervorgerufen.

Bei einer klinischen Studie mit Aids-Patienten (72 Patienten erhielten über 6 Wochen das synthetisch hergestellte THC 'Dronabinol' (zweimal täglich 2,5 mg oral verabreicht), 67 Patienten erhielten Placebo. Von den Patienten waren 63 % auswertbar. Bei 37 % der THC-Gruppe (und lediglich 8 % in der Placebo-Gruppe) waren) konnte eine Appetitanregung verzeichnet werden. Der appetitanregende Effekt kann über einen kontinuierlichen Zeitraum erhalten werden. Es gab bei den Studien keine Nebenwirkungen mit antiretroviralen Substanzen oder anderen verwendeten Medikamenten. Ähnliche Resultate wurden in weiteren Studien festgestellt. Interessant ist, dass eine vermehrte Kalorienaufnahme nur bei Patienten mit einem stark reduzierten Gewicht festgestellt wurde, jedoch nicht bei HIV-Patienten ohne Zeichen einer Abmagerung.

Eine britische Studie von 2005 ergab, dass von 143 HIV-Infizierten mehr als die Hälfte eine signifikante Verbesserung der Symptome Übelkeit, Angst, Nervenschmerzen, Depressionen, Kribbeln, Taubheitsgefühl, Gewichtsverlust, Kopfschmerzen, Zittern, Verstopfung und Schwächegefühl durch den Konsum von Cannabis festgestellt wurde.

Da einige HIV-Medikamente mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Nervenschädigung (peripheren Neuropathie) assoziiert werden, wurde ebenfalls der Einfluss von Cannabis auf die neuropathische Schmerzen (Kribbeln, Brennen, erhöhtes Schmerzgefühl) von HIV-Patienten untersucht. Dabei erhielten 50 Patienten über fünf Tage hinweg entweder dreimal Täglich eine Cannabis- oder eine Placebo-Zigarette. Als Resultat ergab sich dabei, dass sich die Schmerzen bei den Patienten aus der Cannabis-Gruppe gegenüber der Placebo-Gruppe signifikant reduzierten. Auch der Anteil an Patienten, die eine klinisch relevante Schmerzlinderung (eine Minderung um mehr als 30 %) beschrieben, war in der Cannabis-Gruppe wesentlich größer.

Allgemeines zu HIV / Aids

AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome, erworbenes Immundefektsyndrom) ist eine Immunschwächekrankheit, die eine Folge des HIV (human immunodeficiency virus, Humanes Immundefizienz-Virus) ist. Bis heute ist das HIV eine unheilbare Krankheit und hat sich in den letzten 25 Jahren zu einer Pandemie entwickelt, die etwa 25 Millionen Menschenleben gefordert hat. Etwa 33,4 Millionen Menschen sind weltweit mit dem Virus infiziert, 67.000 davon in Deutschland. Eine Gefahr der Ansteckung besteht durch Kontakt mit den Körperflüssigkeiten Blut, Sperma, Vaginalsekret sowie Muttemilch und Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeiten.

Eine unbehandelte Ansteckung führt nach drei bis sechs Wochen zur akuten HIV-Infektion, die durch Fieber, Müdigkeit, Unwohlsein, Übelkeit, Durchfall, Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Angeschlagenheit, Hautausschlägen, Mundgeschwüre und Gelenkschmerzen gekennzeichnet ist. Aufgrund der Ähnlichkeit zu grippalen Infektionen bleibt der akute HI-Virus meistens unerkannt. Nach der Inkubationszeit folgt eine Latenzphase, welche teilweise nur wenige Monate, im Durchschnitt jedoch neun bis elf Jahre dauert. In dieser Zeit treten meistens keine Symptome auf. Bei dem sich anschließenden AIDS related complex (ARC) treten die Symptome des akuten HIV wieder auf, jedoch sind sie ab diesem Zeitpunkt irreversibel. Vermehren sich die Viren aufgrund der Immunschwäche des Erkrankten, so werden die Symptome schwerer und es bilden sich zudem bösartige Tumore. In diesem Stadium wird von AIDS gesprochen.

Da AIDS zur Zeit eine unheilbare Krankheit darstellt, wird in der Regel versucht, das Krankheitsbild durch die Highly Active Antiretroviral Therapy (Hochaktive antiretrovirale Therapie, kurz: HAART) herauszuzögern. Die HAART ist eine medikamentöse Kombinationstherapie, welche sich aus mindestens drei verschiedenen antiretroviralen Medikamenten (ARV) zusammensetzt. Neuerdings wird anstatt HAART der neutralere Begriff cART (combined Anti-Retroviral Therapy) verwendet, wobei in Deutschland zumeist auf Kombinations-Therapie oder kurz Kombi-Therapie abgekürzt wird.

Dabei werden im Normalfall Medikamente aus unterschiedlichen Wirkstoffklassen, wie nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI), nicht-nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) oder Proteaseinhibitoren (PI), kombiniert. Die pharmakologische Wirksamkeit wird oftmals auch durch Ritonavir gesteigert (Boosterung). Seit 2003 werden ebenfalls Virostatika wie Entry-Inhibitoren (Fusionsinhibitoren, FI) genutzt.

Wie bei vielen weiteren Krankheiten tritt auch bei Aids eine Anorexie (Appetitlosigkeit) und eine Kachexie (dramatischer Gewichtsverlust durch Reduktion der Muskelmasse und des Fettgewebes) auf, welche unter anderem wesentlich zu der hohen Mortalität (Sterberate durch die Krankheit) beiträgt. Da Cannabis den Appetit steigert, geben viele AIDS-Patienten an, diesen zu Konsumieren.

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